Vortrag und Diskussion mit Tatjana Schmalz M.A.
Zu den Schätzen einer jeden Kultur gehört ein eigener literarischer Kanon, doch gibt es das für die Russlanddeutschen? Im Vortrag „Russlanddeutsche Erinnerungsschätze I“ wurde bereits der Epos „Schön Ami und Kirgisenmichel“ vorgestellt. Nun geht es weiter mit einem stimmungsvollen Parforceritt durch etablierte und aufstrebende Literaturklassiker.
Die erste Vortragshälfte widmet sich Romanen zu Russlanddeutschen in der frühen Sowjetunion. Den Anfang macht die Entdeckung des Jahres 2020, nämlich die Veröffentlichung von Gerhard Sawatzkys (1901-1944) verschollen geglaubtem Urmanuskript „Wir selbst“ durch den Germanisten Carsten Gansel. Das Buch ist ein Schlüsselroman zur gewaltreichen Geschichte der wolgadeutschen Autonomie (1918-1941), ähnlich dem Roman „Wolgakinder“ (2019) der mehrfach ausgezeichneten russischen Autorin Gusel Jachina. Nicht minder bedeutsam ist Nelli Däs‘ (*1930) Roman „Das Mädchen vom Fährhaus“ (1988), den das ZDF als Zweiteiler verfilmte: „Nadja – Heimkehr in die Fremde“ (1996).
Die zweite Vortragshälfte spielt in der späten Sowjetunion bzw. bereits nach der Aussiedlung in Deutschland. So handelt Eleonora Hummels Roman „Die Wandelbaren“ (2019) von der Wiedergeburt der russlanddeutschen Theaterkultur im Kasachstan der 1980er-Jahre – einige derer Schauspieler begründeten nach der Aussiedlung nach Deutschland das im Vorgängervortrag besprochene Russlanddeutsche Theater Niederstetten. Von Problemen des heimisch Werdens erzählt Artur Rosensterns humorvolle Erzählung „Planet Germania – Über die Chance, fremd zu sein“ (2015). Den Abschluss bildet Wolfgang Herrndorfs Weltbestseller „tschick“ (2010), verfilmt von Fatih Akin (2016); in einigen Bundesländern zählt das Jugendbuch sogar zur Standardschullektüre.
Die Titelauswahl zeigt, dass der literarische Kanon nicht zwingend aus der Feder russlanddeutscher Autoren stammen muss. Ob deren Schicksal literarisch verarbeitet wird, hängt auch davon ab, ob sich Menschen als Vertreter dieser meist unsichtbaren Bevölkerungsgruppe zu erkennen geben.
Es handelt sich um eine Vortragsveranstaltung im Rahmen eines Online-Seminars mit dem Konferenzprogramm Zoom. Für eine aktive Teilnahme benötigen Sie ein Mikrofon und bestenfalls eine Webcam oder eben ein Smartphone oder Tablet. Die Veranstaltung wird online über unseren Facebook-Channel live übertragen.
Die Veranstaltung findet im Rahmen der Russlanddeutschen Kulturtage 2020 statt. Wir danken dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen für die Förderung.
Unter diesem Link können Sie sich zur Veranstaltung anmelden: https://zoom.us/meeting/register/tJIqd-qhrzouHN2vL0esGeCXL0Bcv_bWRRWi
Falls Sie keine Fragen und nicht mitdiskutieren möchten, können Sich die Veranstaltung auch live unter https://www.facebook.com/lmdr.nrw/live anschauen.
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